Am Donnerstag zelebrierte der südzyprische Präsident Nikos Anastasiades zusammen mit den Oberhäuptern Japans, der Vereinigten Arabischen Emirate, des Omans, der Ukraine und Usbekistans den Nationalfeiertag seines Landes. Am ersten Oktober feiern die griechischen Zyprer den 52. „Unabhängigkeitstag der Republik Zypern“, obwohl die ehemalige Kronkolonie am 16. August 1960 vom britischen Weltreich in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Südzypern hatte vor Jahren schon den Unabhängigkeitstag mit der Begründung verschoben, am 16. August 1960 sei die türkische Armee erstmalig in Zypern einmarschiert. Tatsächlich aber sind damals gemäß der „Zürcher und Londoner Abkommen“ neben 950 griechischen auch 650 türkische Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere auf die Insel gekommen, um ihrer Arbeit als Truppen der Garantiemächte nachzugehen. Die griechischen Zyprer zelebrieren zwar am ersten Oktobertag den „Unabhängigkeitstag der Republik Zypern“, aber der als Partnerschaftsrepublik gegründete Staat auf der Insel Zypern ist aber nicht mehr die „Republik Zypern“. Trotzdem machen die südzyprischen Verantwortlichen dies geltend und sehen einen Fortbestand der Republik von 1960, dennoch brach diese bereits drei Jahre nach der Proklamation im Winter 1963 auseinander.
1960 verließen die Briten die Insel und übergaben ihre ehemalige Kolonie einem ungewissen Schicksal. Präsident Makarios III. hatte nicht das Interesse daran, die damals von allen Seiten unterschriebene Verfassung der Partnerschaftsrepublik zu respektieren. Sein und das Ziel der griechisch-zyprischen Führung war es, den Anschluss Zyperns an Athen umzusetzen. Dieses Ziel („Enosis“) verfolgte die griechisch-zyprische Seite seit 1955 mit Waffengewalt. Die Verfassung Zyperns sah zwei politisch wie gesellschaftlich gleichberechtigte Partner vor. Die Verfassung garantierte dem zweiten Staatsvolk der Zyperntürken eine Anzahl an Posten in der Verwaltung und sah getrennte Abstimmungen im Parlament vor, um so Sicherheit zu gewähren, dass die zahlenmäßig kleinere Volksgruppe nicht übergangen werden konnte. Nur drei Jahre nach Gründung dieser Partnerschaftsrepublik begann die inselgriechische Führung einen bis dahin geheimen Plan („Akritas-Plan“) in die Tat umzusetzen. Dieser sah vor, schrittweise die türkische Beteiligung am Staat zu minimieren und auf Dauer die Union mit Griechenland umzusetzen.
Im November 1963 schlug Makarios III. vor, die Verfassung zu ändern. Das Resultat war eine rein griechisch dominierte Regierung Zyperns. Im griechischen Teil behauptet man weiterhin, es sei zu einem selbstverschuldeten „Auszug“ der türkischen Zyprer gekommen, die auf Anweisung der türkischen Führung die politische Partizipation aufgab, um so die Teilung zu erreichen. Gleichzeitig kam es zu schweren Übergriffen auf die türkische Volksgruppe, die sich in Ghettos und Enklaven flüchtete. Auf Zypern entstand notgedrungen eine türkische Parallelverwaltung, die Vereinten Nationen entsandten Blauhelmtruppen. Zypern war 1964 administrativ geteilt, die Republik, die heute angeblich ihren 52. Geburtstag feiert, war begraben. Es gelang der inselgriechischen Führung jedoch, den Fortbestand aufrecht zu erhalten und als alleinige Regierung Zyperns zu agieren. Bis heute sieht sich die Regierung der Inselgriechen als „Regierung Zyperns“, gibt vor, die Türkische Republik Nordzypern wäre „besetztes Gebiet der Republik Zypern“ und fordert die Aufgabe des türkisch-zyprischen Anspruchs auf Selbstverwaltung.
Für die Türken Zyperns ist der 52. Jahrestag der Gründung der Republik Zypern ein wichtiger Anlass auf die „kurze Zeitspanne hinzuweisen, in der diese Partnerschaft gehalten hat“, betonte der Honorarvertreter der TRNZ, Uli Piller, in diesem Zusammenhang und fügte hinzu: „Nur wer sich dessen bewusst wird, kann die Lage der Menschen im Norden besser verstehen und akzeptieren, warum eine politische Gleichberechtigung beider Volksteile nicht verhandelbar sondern im Grunde gegeben sein muss.“ [trnc munich, brt, cna]
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