Der zyprische Journalist Metin Münir kritisiert in seiner Kolumne mit dem Titel „Die Gründe für die Unterentwicklung der TRNZ“ sowohl den Staat als auch die Bevölkerung, ohne auf die seit Jahrzehnten andauernde internationale Isolierung des Landes einzugehen. Auf der Webseite von T24, der „unabhängigen Internet-Zeitung“, behauptete Münir, auf Zypern existiere die demokratischste, toleranteste, säkulerste, liberalste, humorvollste und gebildetste türkische Gesellschaft auf der Welt. Diese Verdienste hätten aber die türkischen Zyprer nicht davor bewahrt, im Vergleich zu den griechischen Zyprern leider weniger entwickelt zu sein. Sie hätten auch so gut wie keine Chance, die Differenz auszugleichen. Bei einer Vereinigung der Insel sei es unvermeidlich, dass die türkischen Zyprer unter die Herrschaft der griechischen Insulaner geraten, so Münir.
Der in Nikosia geborene Kolumnist stellte die Behauptung auf, dass die türkischen Soldaten 1974 etwa 38% der Insel erobert, den Norden den türkischen Zyprern übergeben und aufgrund von Immobilien im Wert von mehreren Milliarden Dollar tausende Türken reich gemacht hätten. Diesbezüglich zitiert Münir seinen Freund Erdal Andız folgendermaßen: „Von einem Tag zum anderen sind wir zu Besitzern von Fabriken und Hotels geworden, in denen wir zuvor noch als Arbeiter und Pagen tätig waren.“ Die Gesellschaft habe aber nicht wie Kapitalisten, sondern wie Verschwender gehandelt. Anstatt zukunftsorientiert zu agieren, habe man sich in vieler Hinsicht zurückentwickelt. Heute sei deshalb die Bildung, das Gesundheitswesen, die Post und Telekommunikation hinter dem Niveau von 1974 und sowohl die Wirtschaft als auch die Politik in einer unüberwindbaren Krise, betont Münir.
Als Grund für das Ganze nennt Münir „die Führer- und Visionslosigkeit“ des Landes und seiner Ansicht nach die Tatsache, dass die Türkische Republik Nordzypern ohne ein festes Fundament erbaut wurde. Hunderte Minister, Ministerpräsidenten und hohe Beamten hätten keine einzige Reform hervorgebracht und sich nicht um die finanzielle Unabhängigkeit des Staates von Ankara bemüht. Die Bestrebungen der Türkei, in Nordzypern wirtschaftliche Reformen zu bewirken, schlügen wegen der Haltung des Inselnordens fehl, erklärt Münir. Mit den jetzigen Parteien sei laut dem Kolumnisten keine Lösung zu erwarten, weshalb nur eine neue Bewegung das Land retten könne. [t24]
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