In der vergangenen Woche (10.-14. März 2014) fand in der Türkischen Republik Nordzypern der 5. Nationale Bildungsrat (Milli Eğitim Şurası) statt. 166 Vertreter verschiedener Bildungsgewerkschaften und 120 Beobachter haben in elf Kommissionen mitgewirkt. Der Bildungsrat hat dem Kabinett etwa 100 Vorschläge vorgelegt. Die Beschlussfassung ist zwar gesetzlich nicht bindend, dennoch hat sie im Inselnorden eine Welle der Empörung ausgelöst. Bildungsminister Mustafa Arabacıoğlu verließ aus Protest den Saal und erklärte, dass er die Vorschläge zum Schüler-Eid und zur Theologie-Schule nicht akzeptieren werde.
Der Nationale Bildungsrat beschloss unter anderem die
- Festlegung der Schulpflicht auf 11 Jahre (4-15 Jahre),
- Schließung der Hala Sultan Theologie-Schule,
- Abschaffung des Religionsunterrichts als Pflichtfach,
- Abschaffung des Schüler-Eids,
- Einführung von Griechisch als Pflichtfach,
- Anschaffung neuer Geschichtsbücher,
- Einführung von Englisch und Griechisch als Amtssprache,
- Ermöglichung von Unterricht in der Muttersprache.
Schüler-Eid
Laut den Teilnehmern des Bildungsrats steht der Schüler-Eid (Öğrenci andı) im Widerspruch zur Multikulturalität und Kutlay Erk, dem CTP-BG Generalsekretär, zufolge ist er sogar „rassistisch“. Erk habe mit Ex-Premier Soyer über den Schüler-Eid gesprochen. Dieser habe gesagt, dass der Schüler-Eid auch in der Türkei abgeschafft worden sei und keinen Weltuntergang ausgelöst habe. Der türkische Staatsrat (Danıştay) hat hingegen beschlossen, dass der Schüler-Eid nicht rassistisch ist, denn „Türk“ ist nicht die Bezeichnung einer Rasse, sondern einer gesamten Nation.
Hala Sultan Theologie-Schule
Siehe auch: Theologieschule und Großmoschee in Nordzypern.
Religionsunterricht soll ein wahlfreies, konfessionsloses und aufklärendes Fach über alle Religionen werden. Dieser Weltsicht steht laut dem Bildungsrat die neue 30 Millionen Lira schwere Hala Sultan Theologie-Schule (Hala Sultan İlahiyat Koleji) im Wege. Deshalb soll sie geschlossen werden. Kritiker dieses Vorschlags betonen, dass der Erhalt der Theologie-Schule in Bezug auf die Religionsfreiheit wichtig sei und diese Schule eine hohe Nachfrage stille. So habe sie bisher über 400 Schüler angenommen, obwohl sich über 2.000 Jugendliche beworben hatten. Mit dem Abschluss des gesamten Projekts könnten dann 1.200 Schüler unterrichtet werden. (tak, brt, gündem kıbrıs, avrupa, yenidüzen, kıbrıs postası, ulusal kanal)
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