Im November 1983 gründeten die türkischen Zyprer ihren eigenen Staat. Dies war die konsequente Folge nach neun Jahren Verhandlungen zwischen den beiden zyprischen Volksgruppen nach der geographischen Zweiteilung im Sommer 1974. Die Idee, einen eigenen Staat zu gründen, verfolgte Volksgruppenführer Rauf Denktaş bereits nach dem Scheitern der Verhandlungsrunde 1977. Damals konnten sich Denktaş und der zyperngriechische Präsident Makarios III. auf Leitlinien zur Überwindung der Teilung einigen. Dann aber gerieten die Gespräche ins Stocken. Im November 1983 rief Denktaş einseitig die Türkische Republik Nordzypern aus. Die Verfassung des neuen zyperntürkischen Staates wurde 1985 von der türkischen Volksgruppe angenommen. Seitdem verweigert die internationale Staatengemeinschaft dem Inselnorden die Anerkennung. Lediglich der Süden Zyperns wird als Regierung der gesamten Insel anerkannt.
In einer Vielzahl an Verhandlungsrunden wurde versucht, die Teilung zu überwinden. Dies scheiterte allerdings bis heute. Der Inselsüden ist nicht bereit, seinen Alleinvertretungsanspruch aufzugeben und den türkischen Zyprern den verbrieften Status als gleichberechtigtes Staatsvolk zurückzugeben. Verschärft hat sich diese Situation noch einmal im Jahr 2004 als die Vereinten Nationen einen weiteren Anlauf unternahmen, die Insel zu vereinen. Zwar lehnten beide Präsidenten den so genannten Annan-Plan ab, Rauf Denktaş fand zu Zeiten der Wechselstimmung innerhalb der türkischen Volksgruppe allerdings kein Gehör. Während die türkische Seite den Plan mit einer Zweidrittelmehrheit annahm, votierten fast Dreiviertel aller Inselgriechen dagegen. Trotzdem wurde der Süden alleine nur wenig später EU-Mitglied. Ein Anreiz zur Vereinigung war demnach nicht mehr vorhanden.
Derzeit laufen Vorbereitungen für erneute Einigungs-Gespräche. Die Wirtschafts- und Finanzkrise könnte eine Triebfeder dafür sein. Die türkische Seite beharrt allerdings zum einen auf Gleichberechtigung und zum anderen müssten die Verhandlungen einer Art „Roadmap“, einem Zeitplan, folgen. Dem schlossen sich in der Vergangenheit bereits die Vereinten Nationen an. Heute geht es den türkischen Zyprern wirtschaftlich besser – trotz Isolation und Embargos. Jedoch ist der Staat weiterhin vom türkischen Mutterland abhängig. Der Pass der TRNZ berechtigt nicht zum Reisen in die Welt. Türkischzyprische Sportclubs werden von internationalen Turnieren weitgehend ausgeschlossen.
Eine Art Plan B – Anerkennung als eigenständiger Staat – wird nirgendwo öffentlich diskutiert, da die Verantwortung für die Teilung alleine Ankara zugeschrieben wird. Die Türkei habe mit einer „Invasion“ (griechischer Sprachgebrauch) und der „Okkupation“ (ebenfalls griechische Sichtweise) des Nordens erst die Teilung herbeigeführt. Diese Sichtweise greift aber zu kurz. Der Konflikt, der zur Teilung Zyperns führte, reicht weiter zurück als bis 1974. Bereits zehn Jahre zuvor waren die türkischzyprischen Bewohner Zyperns faktisch auf sich selbst gestellt und von Ankara abhängig. Daher sollte eine Anerkennung der TRNZ als legales Staatsgebilde eine Option sein. Überall auf der Welt sind in den zurückliegenden Jahren neue Staaten entstanden, angefangen bei Ost-Timor über das Kosovo bis hin zum Süd-Sudan. Für Zypern müsste nach 30 Jahren der faktischen Zweistaatlichkeit ein ähnliches Modell möglich sein. Die Vereinigung fände dann im Rahmen eines sofortigen EU-Beitritts Nordzyperns auf völlig anderer Ebene statt.
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