Am 27. September wurde in der Türkischen Republik Nordzypern die erste Theologieschule feierlich eröffnet. Darüber hinaus fand auch die Grundsteinlegungen für den anliegenden Moschee-Komplex und die Schülerwohnheime statt. Bei der Veranstaltung waren neben zahlreichen nordzyprischen Politikern wie Premierminister Özkan Yorgancıoğlu und sein Stellvertreter Serdar Denktaş auch Gäste aus der Türkei wie der stellvertretende Ministerpräsident Beşir Atalay, Obermufti Mehmet Görmez, Handelskammer-Unionspräsident Rıfat Hisarcıklıoğlu und Botschafter Halil İbrahim Akça anwesend.
Das 30-Millionen-Lira-Projekt in Haspolat/Nikosia umfasst die Theologieschule „Hala Sultan İlahiyat Koleji“ mit einer Kapazität von 412 Schülerinnen und Schülern, jeweils einem Wohnheim für Mädchen und Jungen, dem Speisesaal und einem Moschee-Komplex. Die bis 2015 zu errichtende Hala-Sultan-Moschee (Hala Sultan Camii) mit einer Kapazität von 7.500 Gebetsteilnehmern wird ein nicht maßstabsgetreuer Nachbau der Selimiye-Moschee in Edirne sein. Finanziers des Projekts sind die „Stiftung für Wissenschaft, Ethik, Moral und soziale Hilfsleistungen Zypern“ (Kıbrıs İlim, Ahlak ve Sosyal Yardımlaşma Vakfı- KİSAV), die „Religionsstiftung Türkei“ (Türkiye Diyanet Vakfı- TDV) und die „Union der Kammern und Börsen Türkei“ (Türkiye Odalar ve Borsalar Birliği- TOBB).
Kritik an der Hala-Sultan-Theologieschule
Gegen die Hala-Sultan-Theologieschule haben Mitglieder der „Studenten-Initiative“ (Öğrenci İnisiyatifi), des „Kulturzentrums Baraka“ (Baraka Kültür Merkezi), der „Vereinigung revolutionärer Kommunisten“ (Devrimci Komünist Birlik) und des „Kulturvereins Pir Sultan Abdal“ (Pir Sultan Abdal Kültür Derneği) vor dem TRNZ-Bildungsministerium protestiert. Beim Vortragen der gemeinsamen Presseerklärung wurde von einer „Assimilation durch die islamistische AKP“ und dem „Zerfressen der türkisch-zyprischen Kultur“ gesprochen. Scharfe Kritiken waren auch in oppositionellen Medien zu finden. Die Zeitung Yenidüzen warf die Frage auf, wie es denn möglich sei, dass für ein solches Projekt 30 Millionen Lira aufgebracht werden könne, während zahlreichen Moscheen aufgrund von Schulden wegen nicht bezahlter Rechnungen in Höhe von etwa 7 Millionen Lira der Strom abgeschaltet werde. Die Zeitung Afrika vermutet die regierende AKP in der Türkei als den wahren Finanzier der genannten Stiftungen und somit des Projekts.
Laut der nordzyprischen „Vereinten Zypern-Partei“ (Birleşik Kıbrıs Partisi- BKP) diene die Hala-Sultan-Theologieschule dem Ziel, im Auftrag der AKP einen Kader für den politischen Islam auszubilden. In einer Presseerklärung des BKP-Vorsitzenden İzzet İzcan wird behauptet, die AKP möchte, dass religiöse Rückständigkeit und die Lebensweise des sunnitischen Islam auf Zypern vorherrschend sein werde. Diese Bestrebungen kommen laut İzcan einer Zerstörung der Gesellschaft der türkischen Zyprer gleich, da diese laizistisch, demokratisch und modern sei. Des Weiteren erklärte der BKP-Chef, der nordzyprische Premierminister Özkan Yorgancıoğlu habe sich während seiner Zeit als Oppositioneller gegen diese Theologieschule ausgesprochen, aber nun bei ihrer Eröffnungsfeier unterstützend teilgenommen. Aus diesem Grund unterstellte İzcan dem TRNZ-Regierungschef „Heuchelei“. (kıbrıs postası, hürriyet, haberand, yenidüzen, afrika, güncel kıbrıs)
Als Oppositioneller kann man große Töne spucken, aber wenn man regiert, muss man diplomatisch handeln. Herr Talat kann davon ein Liedchen trällern.