Der Juli 1974 veränderte das Leben der Zyprer nachhaltig. Zwar war die Insel bereits administrativ geteilt, doch die geographische Zweiteilung erfolgte erst im Sommer 1974. Damals putschte Mitte Juli eine Gruppe rund um die EOKA in Kooperation mit der griechischen Junta in Athen gegen den zyprischen Staatschef Makarios III. Dieser entkam und floh via Malta nach London. Auf der Insel kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Makarios-Anhängern und seinen Widersachern. Immer schneller wurde auch die anfangs unbeteiligte türkische Volksgruppe mit in den Konflikt gezogen und sah sich massiven Angriffen ausgesetzt. Die genauen Hergänge können zum Beispiel bei Uwe Berner (Das vergessene Volk, 1992) oder Harry Scott Gibbons (The Genocide Files, 1997) nachgelesen werden.
Die türkische Regierung unter Premier Ecevit versuchte auf Basis der Verfassung und der Garantieverträge zwischen Griechenland, der Türkei, Zypern und dem Vereinigten Königreich die Regierung in London zum gemeinsamen Handeln zu bewegen. London wollte sich allerdings nicht mehr in einen Konflikt auf Zypern hineinziehen lassen. Griechenland wurde von der Türkei beschuldigt, den Putsch initiiert zu haben und wurde daher nicht um gemeinsame Aktionen gebeten. Am 20. Juli 1974 landete die türkische Armee dann an der Nordküste Zyperns. Von zahlreichen türkischen Zyprern wurden die türkischen Soldaten wie Helden empfangen. Die offizielle Lesart im türkischzyprischen Norden spricht auch von einer „Friedensoperation“. Für die Inselgriechen brachte die türkische Intervention jedoch das Ende einer rund zehn Jahre andauernden Alleinherrschaft über die gesamte Insel. Zypern war geographisch zweigeteilt.
Der Norden wird seither alleine türkisch verwaltet, der Zugriff der Regierung der Republik im Süden auf den Norden ist nicht gegeben. Die türkischen Zyprer zogen 1974 in den Norden, etwas mehr als 150.000 Zyperngriechen mussten den Norden in Richtung Süden verlassen. Die internationale Staatengemeinschaft rief beiden Seiten zur Aufnahme von Gesprächen auf. Die Eigenständigkeit des türkischzyprischen Föderativstaates, eines Vorgängermodells der Türkischen Republik Nordzypern, wurde international nicht anerkannt. Die Regierung im Süden vertritt seither die gesamte Insel und beharrt auf den Alleinvertretungsanspruch. Sie nennt sich daher auch „Regierung von Zypern“.
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