Immer wieder wurde in der Vergangenheit durch die griechischzyprische Seite davon gesprochen, das türkische Nordzypern werde künstlich „kolonialisiert“. Man warf und wirft der Regierung der TRNC vor, dass leichtfertig die türkischzyprische Staatsbürgerschaft an Türken vom Festland vergeben würde. Die griechischzyprische Regierung hat in der Vergangenheit immer wieder beklagt, Nordzypern verschiebe durch die Einbürgerung der sogenannten „Siedler“ das Einwohnerverhältnis zwischen Inselgriechen und -türken. Aufgrund der Finanzkrise in Südzypern wurde nun bekannt, dass Anleger die Staatsbürgerschaft der Republik Zypern erhalten können, wenn sie wenigstens 15 Millionen Euro bei zyperngriechischen Banken anlegen. Nun soll diese Summe auf drei Millionen Euro gesenkt werden. Zyperns Süden „verkauft“ also die Staatsbürgerschaft eines EU-Staates an Anleger. Dies sollte die EU-Behörden aufhorchen lassen. Durch ein Investment auf der Insel kann damit der Eintritt in die EU-Gemeinschaft erkauft werden. Viele der Anleger stammen aus Russland. Für die Staatsbürgerschaftsvergabe sind alle EU-Staaten selbst zuständig. Dennoch sollte die Diskussion mittlerweile nicht mehr alleine auf die Finanzkrise beschränkt werden. Die Zypernfrage spielt in diesem Zusammenhang eine nicht unwesentliche Rolle. Es geht ebenso um die Rechte an den gemeinsamen Erdgasvorkommen und die Goldvorräte Zyperns. Die Frage der Einbürgerungen in Südzypern ist auch für die Zypernfrage von immenser Bedeutung.
Liegt Russland in der EU? Nein! Wenn ich mich nicht täusche, gab es hier doch mal einen Artikel darüber, wie viele Zyprioten in Nordzypern oder in der Türkei geboren wurden und die Anzahl derer, die einen Elternteil aus der Türkei haben. Jedenfalls fielen die Fakten eher ernüchternd aus, wenn man die Behauptungen von Südzypern kannte. Es gibt mittlerweile mehr illegale oder geduldete Ausländer im Süden als im Norden Menschen leben. Da erscheint es mir absurd, dass der Süden nur 50.000 Türkei-Türken auf der Insel haben will. Talat brachte es zu seiner Amtszeit auf den Punkt: Die Zyperngriechen halten Türkei-Türken für militärisch ausgebildete Rambos. 😀
Ist doch Unsinn, dieses Phänomen auf (Süd-)Zypern zu beschränken: in der EU gibt es genug Länder, in denen man den „natürlichen“ Weg beschleunigen kann, als EU-Ausländer eingebürgert zu werden (siehe Portugal Ukrainer/Moldawier). Ausserdem kann ich aus persönlicher Erfahrung bestätigen, dass die Zyperntürken in vielen Fällen nicht viel von Ihren „neuen Nachbarn“ aus der Türkei halten. Das Verhältnis Zyperntürken Festlandtürken sollte hier mal thematisiert werden! Denn so einfach schwarz-weiss ist auch dieses Verhältnis nicht.