Da schlug unser Seglerherz höher, als die 58 Segelschiffe der Eastern Mediterranean Yacht Rally in diesem Jahr im Mai in den Hafen von Kyrenia einliefen. Angestellte der Delta Marina, der Zoll-, Gesundheits- und Einwanderungsbehörden standen bereit – d.h. sie saßen unter einem Sonnenschirm direkt am Quai – die Segelmannschaften zu empfangen und ihnen die Einreiseformalitäten zu erleichtern. Auf allen Schiffen waren schon die Festkleider gehisst und flatterten im scharfen Wind.
Dieser Anblick bringt mich mit einem etwas sehnsüchtigen Lächeln in Gedanken zurück in das Jahr 1999, als wir mit der 10. EMYR Rallye hier eintrafen; eine lange Zeit ist es her, doch noch frisch im Gedächtnis als wäre es erst gestern gewesen. Einer der Gründer und Organisatoren, Hasan Kaçmaz, ist auch dieses Mal dabei mit seinem neuen Schiff SY Ibis II; Zypern ist fast Heimat für ihn, ist doch seine Frau Gonül von hier.
Seitdem gehen wir jedes Jahr hinunter in den Hafen, um die Segler zu begrüßen, neue Schiffe anzuschauen und mit ihnen auf einer der Cocktail Parties über neue Entwicklungen zu diskutieren. Auch dieses Jahr wurden die 58 Mannschaften vom Präsidenten im Innenhof der Kyrenia Burg begrüßt, in diesem Jahr von Dervis Eroglu, in 1999 war es noch Rauf Denktaş, der uns als Präsident willkommen hieß; damals schmeckte ich meinen ersten typischen Zyperndrink, den Brandy Sour.
Die Teilnehmer an der diesjährigen 23. EMYR Rallye trafen wir bei einem Cocktail im Camelot Beach Club, der der Marine Abteilung der Girne American University gehört und die auch den Empfang organisiert haben. Neben den britischen Seglern waren die deutschen am stärksten in der Rallye vertreten. Ein Seglerpaar aus Berlin berichtete uns von den Erfahrungen entlang der Küste der Türkei, Häfen und Marinas, die wir alle bestens kannten. Am 22. April hatte die Rallye Istanbul verlassen mit Kurs Richtung Süd nach Mürefte, Ayvalık, Çesme, Kaş, Didim, Datça, Göçek, Kaş, Finike, Kemer, Alanya und schließlich Kyrenia; hier werden sie vier Tage Aufenthalt haben, was sicher nicht zu viel ist, da der ursprüngliche Plan nach Syrien zu segeln, aufgegeben werden musste aus den bekannten politischen Gründen und heftigen Unruhen. Alle bedauerten das sehr, was ich ihnen nachfühlen kann.
Von Kyrenia aus geht es am 26. Mai weiter entlang der zypriotischen Küste zu der neuen, noch unfertigen Karpaz Gate Marina, auf deren Fertigstellung viele internationalen Segler schon lange warten. Von dort aus soll es weiter gehen nach Jounieh im Libanon, dann nach Haifa, Ashkelon in Israel, Port Said in Ägypten und zurück nach Herzliah in Israel. Wenn alles gut geht, haben die Schiffe nach 59 Tagen 1450 Seemeilen hinter sich gebracht und in 21 Häfen in fünf Ländern angelegt. (Wie wir später erfahren haben, mussten alle Schiffe nach Famagusta weitersegeln, um dort ihre Ausreiseformalitäten zu erledigen, was in der Karpaz Gate Marina nicht möglich gewesen war. Bestimmt kein Pech, da Famagusta und ihre Geschichte immer eine Reise wert sind.
Neben herzhaften Mezes (Vorspeisen und Fingerfood) bekamen die Segler ebensolche Reden von den Ministern für Tourismus und Transport herzlich und humorvoll serviert mit den langjährigen Versprechen, weitere Marinas an der Küste von Nordzypern zu schaffen. Im Grunde ist dies mit ein Hauptgrund der Rallye, den besuchten Ländern die wichtige Bedeutung des Segeltourismus nahe zu bringen. Zypern hat nun mal keine ausreichend sicheren Buchten zum freien Ankern für den internationalen Segelsport, mit Ausnahme einiger kleiner Buchten.
Die Mannschaften waren voll motiviert und bereit für die Fortsetzung der Reise, bis dahin haben sie einen jeden Törn außerordentlich genossen und waren begeistert über den herzlichen Empfang, der ihnen überall bereitet wurde.
Mit fortschreitendem Abend zeigten uns die Segler ihre Talente als ausgelassene Tänzer, ganz so, wie wir es selbst auf unserer Rallye erlebt hatten. Unsere besten Wünsche begleiten sie: Immer eine ordentliche HandbreitWasser unter dem Kiel zu haben!