Ein junger Mann. Ein junger Künstler der neuen Generation. Die Träume, die er hat, versucht er durch seine Kunst zu verdeutlichen. Arkadien ist einer seiner Träume. Arkadien, erklärt er sein Kunstprojekt, ist ein durchaus weltliches Paradies von überirdischer Schönheit, unberührt von menschlicher Hand, ein natürliches, strotzendes und blühendes Tal, umgeben von Bergen, wo der Gott der Natur residiert.
Wir alle träumen von einem Paradies auf Erden, aber haben kaum die Chance es zu finden, da unser Geist und unsere Seele uns anderes diktieren, unsere Grenzen aufzeigen. Wir würden es nicht erkennen, selbst wenn es direkt zu unseren Füssen liegen würde, unser Sehnen, unser Herz lässt uns nach dem Paradies jenseits des Horizonts Ausschau halten. Die Vorstellungen um das Paradies herum haben damit zu tun, irgendwo hinzugehören, einen Platz sein Eigen zu nennen, das ist fragloses Glück, ist es nicht so, Hasan, frage ich. Entdeckst Du etwas berauschend Schönes, wird es doch am nächsten Morgen schon zur Gewohnheit und nach vielen solchen Morgen entdeckst Du nichts mehr und Du schaust nach dem nächsten Paradies, ist es nicht so, Hasan, ist das nicht eine menschliche Eigenart?
Hasan wuchs auf der Insel der Liebe, Insel der Göttin Aphrodite, auf, im nördlichen Teil der Insel, zu Füßen des Fünffingerbergs, in Değirmenlik, in der Mesaoria. Mesaoria, die Ebene mit ihren ganz eigenen Farben zu den verschiedenen Jahreszeiten, Hasan’s Tal. Die Berge dahinter zeigen zu jeder Tageszeit andere Farbschattierungen und mit diesen Farben wuchs Hasan auf, er weiß alles darüber, sie sind in sein System übergegangen. Der Betrachter entdeckt diese Farben in Hasan’s Bildern. Der Ort, sagt er, die Farben und Eigenarten des Ortes, an dem ein Mensch geboren ist, gehen in sein Leben über, werden Teil von ihm, Teil von seinen Taten und Ansichten und daraus formt sich eine Identität, nicht wahr? Es ist so, sage ich, aber was Hasan bekümmert daran, ist die enge Geistes- und Herzenshaltung, die damit einhergeht.
Er sei viel durch die Ebenen seiner Kindheit gestromert, in den Hügeln hat er gesessen und die Geister der Vergangenheit beobachtet, die für ihn lebendig wurden, die alten Geister von Zypern, er sah sie überall, in den Ruinen der alten Wohnhäuser, in Höhlen und andere Zeugen der verschiedenen Zeitalter und so entwickelte er seine eigenen Bilder und Figuren.
„In meinem Dorf hörte ich meine Leute über ihre Vergangenheit reden, über ihr Paradies, das sie verlassen mussten und nach dem sie sich sehnten, meine Leute finden es hier nicht, nicht im Paradies zu ihren Füßen, nein weit weg ist es und bleibt es. Und genauso denken die Zyprer im Süden, die einst hier ihr Paradies hatten und nicht einziehen können. Ihr Arkadien würde immer jenseits der Berge bleiben, im Dorf, wo sie einst herkamen. Verstehst Du, ihr Geist und ihre Seele können es nicht akzeptieren.“
Zypern mit seiner ganz besonderen geografischen und politischen Lage, meint Hasan, hindert die Zyprer daran, ihr Wissen um die Welt zu vertiefen, neue Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln, neue Farben und Gerüche kennen zu lernen, andere Traditionen. „Wir sollten uns dehnen, tief Atem holen, uns strecken, die Ellbogen spreizen, unseren Horizont erweitern, nach aussen schauen, offen für Neues sein, indem wir andere Länder für uns entdecken.
Hasan fing bereits als Teenager an, an Kunstwettbewerben, auch an solchen in der Poesie, teilzunehmen, für die er so manche Preise bekam. In 2004 begann Hasan, sich an der Nicosia Hochschule für Kunst auf sein Kunststudium vorzubereiten und er machte seinen Bachelor an der Akdeniz Faculty of Fine Arts, Dept. of Painting, in Antalya, und ist nun an der Universität in Istanbul dabei, seinen Master zu machen. Seine Masterarbeit ist das hier beschriebene Arkadien Projekt, mit der er die Inselmentalität seines Heimatlandes und der Insel eignes Problem der Identität untersucht hat.
‘In meinem Arkadienprojekt setze ich eine symbolische Sprache ein, benutze Farben der Erde, stelle meine Vision des Paradieses dar, das Tal umgeben von Bergen, versteckt hinter Wolken. In einer meiner Fotoinstallationen lasse ich Möbelstücke in der Landschaft für Eigentum sprechen und für die Frage der Identität male ich Personen ohne Gesicht.“
Stark ist seine Neigung auch zu Radierungen, Holz- und Linolschnitten, eine Kunstform, die sich stark mit Struktur und Symbolismus befasst.
Hasan Zeybek wird weit gehen, wo er ankommen wird, wird die Zeit zeigen. Er ist ein sehr ernster junger Mann, einer von den heutigen Jungen Künstlern in Zypern, die das alte Denken abschaffen wollen, um Freiraum für sich und ihr Volk zu schaffen. Seine Botschaft heute ist:
„Euer Arkadien liegt direkt vor Euren Füßen, nicht hinter den Bergen, schaut hin und handelt!
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